ICNAP-Interview Mario Pothen

Karl Lossie
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Seit dem 1. Januar 2018 leitet Mario Pothen als Research Manager den öffentlich geförderten Forschungsbereich von ICNAP, in dem die drei Aachener Fraunhofer-Institute Fraunhofer IPT, Fraunhofer ILT und Fraunhofer IME gemeinsam an Digitalisierungsthemen forschen. Mario erwarb ein Diplom im Fach Technische Informatik an der Hochschule Niederrhein in Krefeld und absolvierte anschließend ein Masterstudium in Informatik an der Heinrich-Heine-Universität in Düsseldorf. Im Jahr 2020 promovierte er an der RWTH Aachen zum Dr.-Ing. Seit 2010 arbeitet er als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Fraunhofer IPT, zunächst im Bereich CAx-Technologien und Lasermaterialbearbeitung, seit 2018 als Kompetenzfeldleiter »Digitalisierung und Vernetzung«.

Mario, was sind Deine Aufgaben bei ICNAP?

Als ICNAP Research Manager koordiniere ich alle öffentlich geförderten Forschungsaktivitäten von ICNAP. Dazu gehört beispielsweise ein Forschungsprojekt, in dem wir einen selbstbewerteten, digitalen Zwilling und eine selbstkonfigurierende KI entwickeln. Die konkreten Forschungsthemen leiten wir dabei aus der ICNAP-Community ab, sodass eine Industrierelevanz und ein Nutzen für die Community gegeben sind.

Was treibt Dich an?

Ich finde es reizvoll, über fachliche Grenzen hinaus mit unterschiedlichsten Akteuren zusammenarbeiten zu können. Im ICNAP Research Project arbeiten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der drei Aachener Fraunhofer Institute zusammen. Gemeinsam konzentrieren wir uns auf übergeordnete Themen der Digitalisierung. Jedes Institut bringt seine Expertise und seine Sicht mit ein. Diese unterschiedlichen Perspektiven zusammenzubringen und zu bündeln ist super spannend.

Was möchtest Du mit Deiner Arbeit erreichen?

Die Digitalisierung ist schon seit vielen Jahren ein großes Thema in der Industrie. Ich möchte einen Beitrag leisten, die Vision einer durchgehend vernetzten, adaptiven Produktion zu realisieren. In vielen Forschungsprojekten werden dazu praxisnahe Lösungen für die Industrie entwickelt, die eine direkte Effizienz- und Qualitätssteigerung in der Produktion ermöglichen.

Warum sollten Unternehmen Teil der ICNAP-Community werden?

Viele Unternehmen möchten das Thema Digitalisierung in der Produktion bei sich angehen. Häufig hilft bei der Umsetzung ein externer Blick auf die Technologien und Gegebenheiten. Das bietet ICNAP mit seinem Netzwerk von Forschungsinstituten und Industrieunternehmen. Darüber hinaus forschen unsere Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler in den Studien zielgerichtet an der Beantwortung der für die Unternehmen spannendsten Fragestellungen. Und natürlich hilft auch die Diskussion mit den IT-Unternehmen, direkt in der Community.

Was sind die aktuellen Fragen und Herausforderungen im Bereich Digitalisierung?

Aus vielen Produktionsmaschinen lassen sich bereits Daten auslesen, abspeichern und anschließend auswerten. Eine ganzheitliche Betrachtung eines Anwendungsfalls muss aber immer auch einen direkten Nutzen bieten. Eine aktuelle Herausforderung ist beispielsweise die Verarbeitung der Daten in Echtzeit, um Produktionsprozesse direkt beeinflussen zu können. So können Qualität und Durchsatz analysiert und auch gesteigert werden. Das erfordert eine genaue Synchronisierung der verschiedenen Ausgangsdaten, eine Aggregierung und Übertragung in einem genau definierten Zeitfenster.

Dies ist nur ein Beispiel von vielen Herausforderungen in der Digitalisierung. Aber nicht immer muss mit den komplexesten Fragestellungen begonnen werden. Häufig ist schon mit einer anschaulichen Visualisierung aller Prozessdaten in einem Produktionswerk ein großer Schritt zu einer digitalisierten Produktion getan.